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Buchzusammenfassung "Jan & Co. - Pizza für die Mafia" -David Hollenstein

Jan & Co. erhalten von einem anonymen E-Mail-Schreiber Hinweise auf mehrere Einbrüche. Bei dem Versuch, diese zu vereiteln, wollen Jan und seine Freunde aber auch herausfinden, wer hinter diesen Tipps steckt und was seine Absicht ist. Dabei lernen sie Sofia kennen, in deren Familie sich merkwürdige Dinge ereignen. Je länger sie den Hinweisen aus den anonymen E-Mails folgen, desto tiefer geraten Jan & Co. in dubiose Machenschaften.

Leseprobe:

In der Pizzeria

Alessandro hätte den Ferienjob in der Pizzeria kündigen sollen, sobald er feststellte, dass in dem Laden etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Aber dafür war es nun zu spät. In seiner Klasse war nur ein weiterer Mitschüler Italiener wie er. Abgesehen vom Heimatland hatten die beiden aber nicht viel gemeinsam. Trotzdem hatte Matteo bei seinem Vater, dem Geschäftsführer der Pizzeria, ein gutes Wort für Alessandro eingelegt. Seither arbeitete er dort stundenweise als Kellner. «Pizza Julia», rief der Koch neben dem Holzofen über die Theke, während er den belegten und gebackenen Teig elegant von der Schaufel auf den Teller gleiten ließ. Alessandro schaute die Zettel durch. Die Handschrift des Chefs auf der Bestellung von Tisch fünf war nicht leicht zu entziffern. Er hatte die Gäste persönlich begrüßt und gleich auch die Bestellung aufgenommen. Das war bei den Gästen an Tisch fünf meistens der Fall. Dieser stand in der Ecke, die am weitesten vom Eingang entfernt war. Anders als bei den anderen Tischen lag darauf kein rot-weiß kariertes Tischtuch, sondern nur das weiße Untertuch. Hier saßen oft Verwandte oder Freunde des Hauses. Der junge Kellner packte den heißen Teller mit Hilfe eines Handtuchs und kam hinter der verzierten Holztheke hervor. Er schritt an den anderen Tischen vorbei, an denen einige Gäste bereits ihr Abendessen genossen. Alessandro atmete tief ein und genoss den Duft der Pizza Julia. Sie war mit Straußenfleisch und Kräuterbutter belegt und war vor allem bei den männlichen Kunden beliebt. Vielleicht bestellte er sich in seiner Pause auch so eine. Als Tisch fünf in seinem Blickfeld auftauchte, blieb Alessandro erschrocken stehen. Die Pizza rutschte nach vorn und schwankte gefährlich über dem Tellerrand. Der Junge benötigte beide Hände, um die Pizza wieder in die Mitte des Tellers zu schieben. Den Gast kannte er doch! Als Alessandro wieder aufblickte, starrte ihn der ältere Herr im zu großen Anzug mit blau gestreifter Krawatte ebenfalls an. Alessandro wusste nicht, wo er hinblicken sollte. Die Situation war ihm äußerst unangenehm. Hatte der Mann ihn auch erkannt? Er hatte ihn seit Jahren nicht mehr gesehen, damals war Alessandro viel schmächtiger gewesen als heute. Hoffentlich hatte er sich in der Zwischenzeit so verändert, dass der Mann nicht wusste, wer er war. Schnell begab sich Alessandro um den Tisch herum und wartete neben dem Gast, bis dieser die Serviette zwischen dem Besteck weggenommen hatte. Dann stellte er den Teller zittrig an seinen Platz. «Buon appetito», stammelte er und ging hastig an den anderen Tischen vorbei zurück zur Theke. Er blieb einen kurzen Moment stehen, dann wandte er sich dem Gang zu, der zu den Toiletten führte. Dort angekommen schloss er sich in der hintersten Kabine ein und blieb eine Weile einfach stehen. Eine Mischung aus Angst, Wut, aber auch Ohnmacht überfiel Alessandro. Er hätte nie damit gerechnet, diesen Mann hier zu sehen. Nach ein paar Minuten blieb ihm nichts anderes übrig, als wieder zurück an die Arbeit zu gehen. Aber Alessandro drückte sich, wann immer er konnte, um die Bedienung von Tisch fünf. Der junge Kellner war unkonzentriert und stellte in der Küche die dreckigen Teller auf die falsche Ablage, was ihm eine Rüge von der Frau des Chefs einbrachte. Kurz darauf rief ihn der Chef zur Theke. «Habe ich noch mehr falsch gemacht?», schoss es ihm durch den Kopf. Es kam ihm auf die Schnelle nichts in den Sinn. Der Chef riss die Quittung von der Kasse ab, legte sie in einen Lederumschlag, wo bereits die Kreditkarte eines Gastes drin steckte. Er hielt Alessandro den Umschlag entgegen. «Der Gast an Tisch cinque will, dass du die Quittung bringst. Er sagte, du hättest ein Trinkgeld verdient.» Alessandro wurde bleich. Der Mann an Tisch fünf hatte ihn also doch erkannt. Er zögerte. Da schubste der Chef ihn in das Lokal hinaus. «Andiamo! Die anderen Gäste warten.» Unsicher ging Alessandro auf den Tisch zu. Der Mann im grauen Anzug und den struppig grauen Haaren saß nun allein in der Ecke. Die anderen von Tisch fünf waren bereits gegangen. Der Gast blickte schon von Weitem zu ihm hinüber. Alessandro legte den Lederumschlag auf den Tisch und fragte: «War alles recht?» Der Mann ging nicht darauf ein, beugte sich aber in Alessandros Richtung. Er sagte mit gedämpfter Stimme: «Ich kenne deine Verwandten in Kalabrien! Adriano Goffreddu, Cecilio Fabris, Editta und Filippo Quario … Wenn du jemandem erzählst, dass ich hier war, passiert mit jedem von ihnen genau das Gleiche, was mit deinem Vater passiert ist.» Alessandro zuckte zusammen und brachte kein Wort heraus. «Verstehen wir uns?» Der Junge nickte. «Gut», antwortete der Mann und packte den Jungen am Handgelenk. Alessandro wollte seinen Arm sofort zurückziehen, aber der Mann hielt ihn mit starkem Griff fest. Er drückte ihm etwas in die Hand und ließ sie wieder los. Mit freundlicher Stimme fügte er hinzu: «Das Trinkgeld hast du dir verdient. Danke für das Essen.» Er stand auf, ließ den Jungen verdutzt stehen und ging auf den Ausgang zu. Alessandro schaute ihm nach. Die Glocke über dem Eingang klingelte, als sich die Tür öffnete und wieder schloss. Erst jetzt blickte er auf den Geldschein, den er in seiner Hand spürte. Seine Augen weiteten sich. Es lag eine 50er-Banknote darin. So viel Trinkgeld hatte er noch nie erhalten. Er schloss sich in der hintersten Kabine der HerrenToiletten ein und versank erneut in Wut, Angst und Ohnmacht. Alessandro hatte keine Ahnung, was er nun tun sollte.

Eine anonyme E-Mail

Jan stieg von seinem Fahrrad und schob es in den Abstellraum. Er freute sich auf den freien Abend. Der gepfiffene Klingelton kündigte eine neue Nachricht auf seinem Handy an. Beiläufig warf Jan einen Blick darauf, während er die Stufen zur Wohnung hocheilte. «Nanu, das ist ja mal etwas ganz Neues!», stieß Jan neugierig hervor. Über diese Adresse kam nur selten eine E-Mail herein. Es war seine Jan & Co.-E-Mailadresse. Zu Jan & Co. gehörten neben Jan auch Luca, José, Lena und Anna. Luca hatte für jeden von ihnen eine eigene Detektiv-E-Mail-Adresse eingerichtet. In den vier Monaten, seit diese Konten bestanden, hatten erst drei E-Mails den Weg in Jans Posteingang gefunden. Zwei davon waren Werbemails, weil er die Adresse bei einem Wettbewerb benutzt hatte – Jan wollte das Wettbewerbsformular mehrmals ausfüllen, aber man konnte jede E-Mailadresse nur einmal eingeben. Die dritte E-Mail stammte vom Provider selber, der ihm ein kostenpflichtiges Upgrade des E-Mailkontos verkaufen wollte. Jan blieb im Treppenhaus stehen. War das nun die erste richtige Detektiv-E-Mail? Die Betreffzeile deutete jedenfalls darauf hin: «Wir müssen uns treffen!» Jan öffnete die Nachricht. «Hallo Jan. Bitte komm heute Abend, 19:30 Uhr, in die Lerchenstraße 15. Komm allein! Danke.» Er kratzte sich am Kopf. Wer wollte sich wohl mit ihm treffen? Die Absenderadresse gab darüber keine Auskunft: Sie bestand aus fünf Zahlen und war bei Gmail eröffnet worden. Jan betrat die Wohnung, grüßte kurz seine Mutter und verschwand in seinem Zimmer. Als Erstes öffnete er die Telefonbuch-App und gab den Straßennamen und die Hausnummer ein. Vielleicht bekam er dort einen Hinweis auf den anonymen Absender. Die App spuckte einen Namen aus: Beatrice und Eduardo Attardo. Jan hatte diesen Namen noch nie gehört. Er setzte sich aufs Bett und antwortete kurzerhand auf die E-Mail: «Hallo. Wer bist du? Jan.» Die gepfiffene Melodie erklang nach einer halben Minute. «Ich kann meinen Namen nicht verraten. Aber wir müssen uns treffen. Es ist ganz wichtig! 19:30 Uhr, bitte sei pünktlich!» Jan schrieb wieder zurück: «Warum sollte ich mich mit jemandem treffen, den ich nicht kenne?» Diesmal traf keine Antwort mehr ein. Fünf Minuten später begann Jan seine Tasche auszuräumen. Als immer noch keine neue Nachricht eintraf, schrieb er eine «Aktionsmeldung» in den Jan & Co.- Gruppenchat auf WhatsApp. «Es gibt etwas zu tun, Detektive! Kommt bitte bei mir vorbei.» Er verstaute die leere Tasche neben dem Schreibtisch. «Bin unterwegs», schrieb Luca als Erster zurück. José und Anna begnügten sich mit einem DaumenHoch-Symbol, während Lena als Letzte schrieb: «In 5 Minuten».






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